Paludikultur - das Moor der vierten Generation

Moore: wertvoll, aber in Not

 

Moorlandschaften: rund um die Nordsee haben sie nicht nur flächenmäßig hohe Bedeutung. Intakte Moore stabilisieren den Landschaftswasserhaushalt, sie filtern Wasser, reinigen unsere Gewässer. Hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten brauchen sie als Lebensraum, wir genießen ihre ursprüngliche Atmosphäre. Ihre natürliche Funktion als CO2-Senke macht sie zu einem Schwergewicht in Sachen Klimaschutz. Ihr Torf ist Produktionsgrundlage des Gartenbaus - allein in Deutschland werden pro Jahr 8 Mio Kubikmeter Torf verbraucht.

Kurz gesagt: Moorschutz ist Klima-, Gewässer- und Bodenschutz, sichert Lebensräume und -qualität sowie Arbeitsplätze.

Aber: in er heutige Agrarlandschaft sind die meisten Moore durch Entwässerung und Torfabbau bedroht, ihre natürlichen Funktionen weitestgehend verloren. Folge sind vielfältige Probleme:

 

 

 

  • Bodendegradierung und Höhenverlust
  • sinkende Wasserspeicherung, steigender Entwässerungsaufwand und Bewirtschaf-tungsprobleme
  • Freisetzung von Treibhausgasen und Nährstoffaustrag
  • Verlust von Artenvielfalt und Landschaftsbild

 

Die traditionelle Nutzung entwässerter Moore stößt an Grenzen, ist nicht standortgerecht und oft auf Subventionen angewiesen. Torfressourcen werden knapp. Gefragt sind umwelt- und klimaschonende Moornutzungen.

 

Moore – weiter gedacht: Paludikultur

 

Die Bewirtschaftung von Mooren mit ganzjährig hohen Wasserständen, die sogenannte Paludikultur (v. lat. palus „Sumpf“ und cultura „Bewirtschaftung“), erhält die Funktionen intakter Moore wie auch die landwirtschaftliche Produktion und konserviert den Torfkörper als dauerhaften Kohlenstoffspeicher. Landwirten auf Mooren bieten sich so neue, nachhaltige Einkommensquellen, die auch die regionale Wertschöpfung stärken. Hierfür steht ein ganzes Sortiment moortypischer Anbaupflanzen zur Wahl: Schilf, Rohrkolben, Rohrglanzgras, Seggen oder Erlen. Ein Beispiel ist auch die Kultivierung torfbildender Moose auf wiedervernässten Hochmooren: sie liefern nachhaltige und klimaschonende Rohstoffe für die Substratindustrie, Absorptionsmittel für ausgelaufene Chemikalien oder können in der Wasserfiltration eingesetzt werden.

 

Die Nutzung nasser Moore als Paludikultur kann also eine clevere Alternative sein. Noch ist hierfür aber einiges zu tun. Für ihre großflächige Umsetzung und die schrittweise Änderung der Landnutzung von Moorflächen ist in Deutschland neben (Weiter)Entwicklungen von Produktions- und Erntetechnik speziell gesamtgesellschaftlicher Wille, die Anpassung agrarpolitischer und naturschutzrechtlicher Rahmenbedingungen (z.B. Sonderregelung bei Umwandlung von Dauergrünland, Honorierung von Ökosystemdienstleistungen, Investitionsförderung) sowie Beratung und Akzeptanz erforderlich.